ராஜ்விந்தர் சிங்கை(Rajvinder Singh) முன்வைதுச் சில கருத்துக்கள்.

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Rajvinder Singh – geboren 1956 in Kapurthala (Punjab, Indien) – war 2006/07 der erste Stadtschreiber Triers. Eingeladen hatte ihn die neu gegründete Initiative „Stadtschreiber e.V.". Nachdem Singh seit Anfang Juli als Döblin-Stipendiat in Wewelsfleth (Günter-Grass-Haus) residiert, fragte 16vor nach, was Trier für Spuren und Eindrücke hinterlassen hat. Singh hat in zahlreichen Streifzügen Stadt, Kultur und Leute unter die Lupe genommen und gibt nun eine wohlwollende wie auch kritische Wachstumsprognose ab.



16vor: Worin besteht die Idee des Stadtschreiber-Projekts?

Singh: Das Stadtschreiber-Projekt bietet zum einen der literarisch interessierten Öffentlichkeit einer Stadt die Möglichkeit, einen Autor etwas näher kennen zu lernen. Zum anderen bietet es einem Schriftsteller die Möglichkeit, für ein halbes Jahr von finanziellen Sorgen einigermaßen befreit arbeiten zu können. Zu meinen Tätigkeiten als Stadtschreiber gehörte es, nicht nur den Alltag in Trier zu beobachten und literarisch zu thematisieren, sondern auch zu bemerken, wie sich die Stadt und ihre Bewohner entwickeln.


16vor: Sie stehen mit Ihrer Arbeit für den „Dialog der Kulturen". Können Sie auf einen bereichernden Austausch mit einer Trierer Kulturszene zurückblicken?


Singh: Ich hatte einige schöne Begegnungen hier. Die Veranstaltung „Sonntagsgespräch" im Stadttheater gab mir die Gelegenheit, mit den Herren Weber und Oppermann vom Theater und Herrn Doetsch von der Katholischen Akademie sowie mit Prof. Eckert ins Gespräch zu kommen. Ich hätte auch gern mit anderen Künstlern Dialog gehabt, was etwas zu kurz kam. Meine „Sprechstunde" im Haus Franziskus gab mir die Möglichkeit, mich mit verschiedenen Menschen zu unterhalten. Ich war auch vom "Igeler Literaturklub" eingeladen worden. Auch Schulen und andere öffentliche Kontakte, Veranstaltungen waren hilfreich, die Seele Triers etwas näher zu betrachten. Aber mit einer organisierten Trierer Kulturszene, sofern es eine gibt, kam ich leider nicht ins Gespräch…


16vor: Ja, man kennt sich, aber „organisiert"-verzweigt ist die Szene tatsächlich wenig. Hat Trier trotzdem auch als moderne Stadt kulturelles Entwicklungspotenzial?


Singh: Trier war schon immer einer der wenigen Städte Deutschlands, welche eine so faszinierende Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart vorweisen konnten. Hier nahmen die Geschichte und der Alltag so mühelos „fremde" Einflüsse, zum Beispiel aus dem Luxemburgischen und Französischen, in sich auf und hielten sie bis dato wach wie Figuren in einem Mosaik. Dadurch genießen die Menschen hier die Möglichkeit, sich Europa-orientiert zu gestalten. In der Stadtgestaltung zeigt der Petrisberg eine schöne moderne Seite Triers; aber Trier hat alles, auch seine Ghettos. Leider ist Trier West sehr vernachlässigt. Auch das ist Trier.


16vor: Wie progressiv schätzen Sie die Trierer ein?


Singh: Ich habe viele Bewegungen in Trier entdeckt. So wurde ich zum Beispiel von einer Gruppe Frauenrechtlerinnen eingeladen, den Trierer Soroptimistinnen. Ich habe in meiner Stadtschreiberzeit den Bürgermeisterwechsel mitverfolgt und war positiv erstaunt, mit welcher Energie die Stadtbewohner jenseits der Parteipolitik den Bedarf nach Frische äußerten – mit Hoffnung auf die Lösung heftiger, anstehender Probleme. Das macht Trier zu einer modernen, wachen Stadt. Wie ich auf dem „Weltbürgerfrühstück" gesehen habe, sind auch in Trier Menschen in der „antikapitalistischen" Bewegung „attac" aktiv, und das nicht nur, weil hier irgendwann mal Karl Marx geboren wurde. Ich hätte mir dort allerdings mehr Studenten gewünscht. Ich habe zum Teil doch auch sehr konservative Studenten in Trier wahrgenommen.


16vor: Wie sieht so eine konservative Haltung aus?


Singh: Ich habe in Uni-Cafés oder in den Bussen gelauscht und gehört, was ihnen im Alltag wichtig ist, wie sie durch das Leben gehen. Ich meine, nur weil eine Stadt eine Universitätsstadt ist, ist sie eben nicht direkt progressiv.


16vor: Hatten Sie den Eindruck, man begegnet Ihnen auch mit einer Scheu als einem „Exoten in Trier"?


Singh: Ja, die Menschen sollen mich ruhig auch als Ausländer wahrnehmen. Die Trierer sind Touristen gewohnt. Sie sehen mich zunächst als Ausländer, dann erfahren sie, dass ich Autor bin, dass ich mich der deutschen Sprache bemächtige, dass ich (Anm. d. Red.: neben indischen Sprachen und Englisch) auf Deutsch schreibe.


16vor: Wie kamen Sie mit dem Trierer Dialekt zurecht?


Singh: Ich konnte bereits holländisch und etwas plattdütsch, das half tatsächlich, auch das Moselfränkische zu verstehen. Wenn die Leute aber richtig schnell redeten, entdeckte ich meine Grenzen. Mir gefallen Dialekte, sie drücken Individualität aus. Sie sind geprägt von der Umgebung und den Menschen. Man kann sie interpretieren: Welche Wörter benutzen Menschen an bestimmten Orten? Ich habe mal geschrieben: „Synonyme gibt es nicht." So wie keine zwei Menschen sich genau gleichen, so ist es auch mit den Wörtern. Es gibt immer Nuancen, die sich in den Wörtern und Dialekten ausdrücken.



16vor: Zum Schulbeginn werden Sie uns noch einmal für das Schulprojekt „Baumpatenschaft" in Trier besuchen. Neben dem Wort scheint Ihnen die Natur ‚heilig’ zu sein…


Singh: Heilig ist, woran wir glauben. Heilig soll in erster Linie aber sein, was unentbehrlich ist für den Lebenserhalt der Menschheit. Der Baum ist unentbehrlich für unser Überleben. Ich habe daher einige Gedichte als ermahnendes Plädoyer für den Erhalt des Baumes geschrieben. Sie sollen in Stein gemeißelt zusammen mit der Baumpflanzung in Schulen und öffentlichen Parks aufgestellt werden.


16vor:Was bedarf in Trier außer der Natur noch der Pflege? Sehen Sie eine blühende Zukunft für eine Trierer Stadtschreibertradition? So gar keine Mängel?


Singh: Die Projekt-Initiatoren haben einen guten Grundstein gelegt. Herr Dr. Steinmetz, Frau Zey-Wortmann (Katholische Akademie), Herr Thalau und Frau Geisler vom Stadtschreiber-Verein haben sich sehr engagiert. Doch die Partnerschaft mit der Stadt muss jetzt einfach wachsen. Enttäuscht war ich aber vor allem über das Desinteresse von Seiten der Stadt. Kulturamt und Kulturdezernent haben mich nicht einmal eingeladen, was in Rheinsberg und Remscheid ganz anders gelaufen ist. Die Stadt müsste überhaupt erstmal eine arbeitsgerechte Wohnung zur Verfügung stellen, die für mich noch der Verein gemietet hatte. Hier muss ein besserer Austausch wachsen.

Letztendlich hat etwas statt-gefunden, aber es hat nicht wirklich Stadt-gefunden.


Singh ist freiberuflicher Autor. Er war (1986-1991) 2. Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Literatur (NGL) e.V. Berlin, ist seit 1993 Mitglied der „Initiative: Courage gegen Fremdenhass", seit Januar 1996 des Deutschen P.E.N. und engagiert sich im Writers-in-Prison-Committee. Trier ist nach Rheinsberg und Remscheid die dritte Stadt, die Rajvinder Singh als Stadtschreiber zu Gast hatte. Spätestens jetzt liest er neben den zahlreichen indischen, pakistanischen, amerikanischen und deutschen Internetzeitungen morgens nun auch 16vor.